Wie die Hefe das Aromaprofil des Weines beeinflusst und verändert

Stell dir vor, du hättest einen Zaubertrank, der aus einfachen, süssen Trauben einen edlen Tropfen zaubert, der die Sinne betört. Nun, dieser «Zaubertrank» ist in Wirklichkeit kein Produkt von Hexerei, sondern das Ergebnis einer faszinierenden Alchemie, die wir Fermentation nennen. Diese Verwandlung von Traubensaft in Wein ist eine Geschichte voller Wissenschaft, ein bisschen Magie und einer Menge Charme.

Beginnen wir bei den Basics: Warum schmeckt und riecht Wein so anders als Traubensaft? Die kurze Antwort: Es ist alles die Schuld der Hefen und ihrer Vorliebe für Partytricks. Diese mikroskopisch kleinen Wesen sind die Stars der Show, die alkoholische Gärung, bei der Zucker in Alkohol und Kohlendioxid verwandelt wird. Aber lass dich nicht täuschen; die Hefe ist nicht nur ein einfacher Zucker-Junkie. Sie ist ein wahrer Geschmackskünstler, der aus über 200 – 250 g/l Zucker in Traubensaft (ja, das ist mehr als doppelt so viel wie in deiner Dose Cola) raffinierte Aromen zaubert.

Wenn Hefe Zucker zu Ethanol verarbeitet, geschieht etwas Zauberhaftes: Der Alkohol hebt nicht nur die Stimmung, sondern auch die Aromen im Wein, indem er hilft, die sonst wasserabweisenden Aromamoleküle freizusetzen. Diese werden dann durch das, was wir als den Charme des Weins kennen, direkt in unsere Nasen katapultiert und wir können das Wunder riechen.

Aber die Geschichte wird noch interessanter. Die Hefe ist nicht nur ein einfacher Alkoholproduzent. Nein, sie ist ein wahrer Parfümeur, der eine Vielzahl von Aromastoffen kreiert. Einige dieser Aromen stammen direkt aus den Trauben selbst, dank eines Prozesses, bei dem die Hefe komplexe Moleküle in verführerische Düfte umwandelt. Denke an Glykoside in Trauben, die wie eine aromatische Schatztruhe sind, deren Inhalt erst freigelegt werden muss. Die Hefe hat den Schlüssel dazu, und was sie freisetzt, kann von Veilchendüften bis hin zu Noten von tropischen Früchten reichen.

Dann gibt es die Aromen, die die Hefe aus dem Nichts erschafft – ein echter Beweis ihrer alchemistischen Fähigkeiten. Diese reichen von buttrig-nussigen bis hin zu fruchtigen Explosionen, die an einen Korb voller exotischer Früchte erinnern. Einige Hefen sind sogar so spezialisiert, dass sie bestimmte Fruchtaromen herstellen, was sie zu den unsichtbaren Meistern der Weinherstellung macht.

Aber warte, es gibt noch mehr! Wein ist nicht einfach Traubensaft, der erwachsen geworden ist. Die Hefe verleiht ihm durch ihre Arbeit ein komplexes Bouquet an Aromen, von denen einige durch Prozesse entstehen, die an wissenschaftliche Experimente erinnern. Es gibt Alkohole, die Geschichten von Marzipan und Bananen erzählen, und Aromen, die durch die Autolyse – ein schicker Begriff für die Selbstverdauung der Hefe – entstehen, welche vor allem Champagner seinen unverwechselbaren Charakter verleihen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wein weit mehr ist als nur fermentierter Traubensaft. Es ist ein Kunstwerk, bei dem Hefen die Pinsel schwingen, Zucker und Trauben die Leinwand darstellen und die Aromen das Gemälde. Die Hefe, diese unscheinbare Heldin, prägt durch ihre kreativen Fermentationsprozesse den Charakter jedes Weins. Und während sie in ihrem mikroskopischen Atelier werkelt, schafft sie es, unseren Gaumen immer wieder aufs Neue zu überraschen und zu erfreuen.

Und wer es ganz genau wissen will, der findet hier denselben Artikel von Rainer Schönfeld, Dr. der Chemmie und Weinfanatiker, geschrieben.

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