Die sieben häufigsten Fehler beim Weintrinken

Fehler beim Weintrinken? Sie denken jetzt bestimmt: Was kann man da falsch machen? Flasche öffnen, Wein einschenken, Mund auf und schlucken. So gesehen kein Ding. Trotzdem sollten Sie vielleicht ein paar Dinge beachten.  Und nein, dabei geht es nicht um Snobismus oder Etepetete. Wenn Sie sich einen Ruck geben und sich an diese Punkte halten, werden Sie feststellen, dass sich Ihr Lieblingswein plötzlich entfaltet und förmlich im Glas und im Gaumen explodiert.

Fehler Nr. 1: Zu junger Wein

Natürlich sind die Weine, welche Sie im Supermarkt kaufen, so gemacht, dass Sie sie sofort trinken können. Dafür mangelt es in der Regel an Komplexität und Struktur. Aus Erfahrung aber kann ich Ihnen verraten, dass es einem Wein guttut, wenn er ein, zwei Jahre reifen kann. Das machen fast alle Weine mit, zumindest die, welche Sie hier beim Weinbanausen finden können.

Bei den Weissweinen kann ich das besonders empfehlen. Denn ein guter Weisswein beinhaltet eine gewisse Säure (sonst wäre er platt und langweilig). Bei Gewissen Sorten, z.B. beim  Riesling, wird sich das mit der Zeit abrunden und der Wein wird balancierter. Auch sind Reifenoten bei einem gut gelagerten Wein eine schöne Erfahrung.

Rotweine befinden sich in jungen Jahren meist in ihrer Fruchtphase. Wer keine Angst vor Tanninen hat (die Pelztierchen auf der Zunge), kann seinen Wein jung trinken. Die Tannine aber werden sich erst nach ein paar Jahren abrunden. Es lohnt sich meist, mindestens ein Jahr zu warten. Hier erfahren Sie etwas über die Lagerfähigkeit von Wein.

Tipp: Bei jungen Weinen empfehle ich Ihnen das Karaffieren. Wenn Sie den Weisswein in eine schmale Wasserkaraffe giessen, passt diese super in den Kühlschrank. Rotweine min. 30min in eine bauchige Karaffe, dann zurück in die Flasche, wo Sie den Wein wieder auf Trinktemperatur bringen können. Haben Sie das richtige Weinglas?

Fehler Nr. 2: Das falsche Glas

Immer wieder laufe ich dem puren Grauen über den Weg. Das Beste Beispiel ist wohl meine eigene Mutter. Die Gläser sind so ähnlich wie eine Mischung aus Mini-Waschbecken und Champagner-Kelch. Daraus kann man zwar trinken, aber keinen Wein geniessen. Wein gehört beim Trinken in keine Mugs, Flutes oder Wassergläser und auch in keine Mini-Weissweingläser wie sie bei Firmen-Aperos so gerne gereicht werden. Wein braucht Luft, damit er sich entfalten kann. Investieren Sie ein paar Franken in ein gutes Weinglas, und Sie werden sehen, wie viel besser ein Wein daraus schmecken kann. Am besten legen Sie sich ein gutes Universalglas zu, das sowohl für Weiss- wie auch für Rotweine funktioniert .

Fehler Nr. 3: Falsche Temperatur

Fakt ist: Weissweine werden oft zu kalt getrunken, Rotweine in der Regel viel zu warm. Beides ist sehr ungünstig. Denn zu kalte Weine geben nur einen  Bruchteil dessen wieder, was sie können, und einem warmen Wein fehlt es an Frische, er ist oft plump und kann sogar brandig schmecken. Einen Weisswein oder Champagner im Eiskübel runterkühlen ist in Ordnung, aber dann bitte unbedingt rausnehmen, oder geben Sie dem Wein Zeit im grossen Glas. Rotwein gehört nicht in die Küche oder ins Wohnzimmer und von dort direkt auf den Tisch. Wenn Sie sich beim Rotwein 15° als Start-Temperatur vornehmen, ist das sicher nicht verkehrt, denn der Wein erwärmt sich im Glas dann doch relativ schnell. Und wenn Sie jetzt meinen, Rotwein sollte bei Zimmertemperatur genossen werden, ist das natürlich richtig. Sie sollten aber nicht vergessen, dass als diese Weisheit geboren wurde, es in den Esszimmern eben sehr kühl war und nicht wie heute 23-24° warm.

Darum empfehle ich für leichte, spritzige Weissweine 7-10°, für Schaumweine 7-12°, für Rosé 9-13° und für vollmundige, komplexe Weissweine 12-14°. Es gilt die Faustregel, dass sich ein Wein in der Flasche, pro 15 Minuten rund 2° erwärmt. Wenn man von einer Kühlschranktemperatur von 4° ausgeht, sollte man einen Weisswein ergo ca. 15-45 Minuten vor dem Servieren herausnehmen, damit er die richtige Genuss-Temperatur erreichen kann.

Ich empfehle folgende Serviertemperaturen: Junge, leichte Rotweine 12-14°, mittelschwere, komplexere Weine, 13-15°, vollmundige, kräftige Weine 14-16°, sehr tanninreiche Weine wie z.B. Barolo/Barbaresco 17-18°. Im Zweifelsfalle also eher zu kühl als zu warm.

Mein Tipp: Kaufen Sie sich ein oder zwei Kühlmanchetten. Die Dinger sind wirklich enorm praktisch! Weissweine kommen so innert 8 Minuten auf Trinktemperatur. Und wenn Sie ihrem warmen Rotwein so ein Mänteli überstülpen, haben Sie in unter 5min einen angenehm temperierten Wein. Und wenn man ein besonders langsamer Trinker ist, kann man auch zwischendurch wieder mal etwas kühlen. Genial!

Fehler Nr. 4: Punkte trinken

Hören Sie auf, Punkte zu trinken. Punkte stellen in erster Linie die Qualität und Komplexität eines Weines dar. Ende der Durchsage. Sie sagen nichts darüber aus, ob er Ihnen schmecken wird. Denn ob Sie den Wein zum Mittagessen, zu Fleisch, Wurst, Pasta oder Gemüse, zum Business-Lunch oder im      Urlaub trinken, all das beeinflusst Ihren Geschmack und Ihre Wahrnehmung vom Wein. Lesen Sie anstelle der Punkte lieber die Notizen dazu. Die sagen viel mehr über den Wein aus als die blöden Punkte, die man sowieso nicht trinken kann. Und ja, auch Weine unter 90 Punkten können enorm Spass machen. Tipp: Alles ab 83 Punkten sollte mehr als nur geniessbar sein und sollte einen nicht davon abhalten, zu probieren.

Fehler Nr. 5: Am falschen Ende gespart

Hören Sie auf, geizig mit sich selbst zu sein, und investieren Sie ein paar Franken mehr in den Wein, den Sie trinken. Ich halte mich in der Regel an die Regel, keinen Wein unter 15.- zu kaufen. Das hat viele Gründe. Erstens nehme ich den Wein in meinen Körper auf. Zweitens möchte ich möglichst nachhaltig produzierten Wein trinken, und kein Weinbauer der Welt kann mit 30 Rappen Ertrag pro Flasche nachhaltig arbeiten. Darum kommen 5-Franken-Weine unter anderem nie auf den Tisch. Und drittens: Das Leben ist einfach zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Das Motto sollte lauten: «Weniger ist mehr, und das dafür besser». Also Finger weg von Weinen unter 10 Franken. Hören Sie auf, Wein im Discounter zu kaufen, und wenn Sie ihn schon nicht hier kaufen wollen, dann gehen Sie eben in eine andere Weinhandlung, so what, aber 20%-Primitivo-Aktionen im Discounter sind ab sofort tabu für Sie.

Warmer Wein ist grauslig

Fehler Nr. 6: Was der Bauer nicht kennt

Das ist jetzt vielleicht eine plumpe Phrase, aber Sie hat eben Ihre Berechtigung, und vor allem beim Wein ist sie wichtiger denn je. Denn es gibt neben der Flasche Primitivo wirklich viel, viel Gutes zu entdecken. Fangen Sie an, ihren Horizont zu erweitern und probieren Sie neue Dinge aus. Egal, ob es sich dabei um Wein handelt oder nicht. Aber das Leben bietet viel Spannendes. Verlassen Sie ihre begangenen Pfade – seien Sie mutig und biegen Sie mal links ab, wo Sie sonst immer geradeaus gehen. Kurz, Sie essen ja auch nicht ihr ganzes Leben lang Spaghetti mit Tomatensauce, nur weil Sie irgendwann mal entdeckt haben, dass das Ihnen schmeckt. Und denken Sie daran, es ist nur Wein. Den kann man auch mal «blind» kaufen (das tun Sie ja sonst auch fast immer). Und nur keine Angst, so schlecht wird er garantiert nicht sein.

Fehler Nr. 7: Angst, das falsche zu tun

So, und jetzt war da wieder einer, der es besser weiss, oder zumindest so tut. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Nehmen Sie es locker, probieren Sie es aus, langsam und mit bedacht. Und natürlich dürfen Sie Ihren Wein auch weiterhin zu warm oder zu kalt aus dem Wasserglas trinken, oder wenn es Spass macht aus dem Putzeimer. Es ist «nur Wein».

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